Erkenntnistheorie

Die Erkenntnistheorie, auch Epistemologie genannt, ist der Zweig der Philosophie der sich mit den Begriffen Wissen/Erkenntnis und Wahrheit auseinandersetzt, ausserdem Methoden der Rechtfertigung untersucht.

Drei Fragen sind besonders zentral:

  1. Was ist Wissen/Erkenntnis?

  2. Wie gelangen wir zu Wissen/Erkenntnis?

  3. Was können wir wissen/erkennen?

Eine (1) Definition von Wissen anzugeben scheint notwendig zu sein, sofern wir Fragen zu (2) Erkenntnisweisen und (3) Erkenntnisinhalten stellen wollen. Andererseits können wir nur verstehen, was Erkenntnis ist, wenn wir uns auch mit den Erkenntnisgrenzen einerseits und den Erkenntnisprozessen andererseits befassen. Tatsaechlich ist es nahezu unmoeglich, eine plausible Definition von Wissen aufzustellen. Insbesondere die Forderung, dass Wissen gerechtfertigt sein muss, birgt Probleme.

Der Erkenntnistheorie kommt daher eine Doppelrolle zu: Einerseits soll sie (bzw. die ihr verwandte Wissenschaftstheorie) den Boden bereiten für die Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnis, andererseits hat sie eine kritische Funktion, die ganz besonders in der skeptischen Position zum Ausdruck kommt, dass es so etwas wie sicheres Wissen gar nicht geben kann. ("Ich weiß dass ich nichts weiß").

Zwei Strömungen die versuchen, eine Antwort auf die Frage 3 zu geben treten besonders hervor: Der Empirismus und der Rationalismus. (Der radikale Skeptizismus ist eine weitere Moeglichkeit, die aber wohl kaum ernsthaft in Erwaegung gezogen werden kann.)

Dem Rationalismus sind Autoren wie Descartes, Leibniz, Wolff, Kant, die Deutschen Idealisten, und in der Neuzeit die Vertreter des kritischen Rationalismus zuzuordnen. Der Rationalismus prägte also die Kontinentalphilosophie. Der Empirismus war dagegen hauptsächlich in der angelsächsischen Philosophie verankert, einschlägige Autoren sind Locke, Berkley, Hume, und in der Neuzeit die Autoren des logischen Empirismus bzw. Positivismus wie Russell und Carnap.

Da von der alten Gegenüberstellung und deren klassischen begrifflichen Unterscheidungen nicht mehr viel übrig geblieben ist, macht sie in der zeitgenössischen Philosophie nicht viel Sinn, man kann aber dennoch sagen, dass der Empirismus vorherrschend geworden ist und der Rationalismus seine anspruchsvollen Thesen nicht verteidigen konnte, insbesondere dessen Ziel, über die Erfahrung hinauszugehen und in den Bereich der Metaphysik vorzudringen. Die Forderungen des kritischen Rationalismus sind daher auch sehr viel bescheidener geworden.

Von Kant stammt das Zitat: "Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind." (KrV, B75) Der Kantforscher Lewis W. Beck bringt dies auf die griffige Formel: "Empirismus ist blind, Rationalismus ist leer."  


Weiterführende Artikel (nur auf englisch):

Analysis of the Concept of Knowledge and Justified Belief      
       
Internalism vs. Externalism

Foundationalism vs. Coherentism
       
...