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Descartes richtet ein Grußwort an die Dozenten der Sorbonne, Theologen,
deren Urteil ihm sehr wichtig ist, denn er will für seine Schrift die
Approbation (amtliche Gutheißung der katholischen Kirche) erlangen (doch
diese wird ihr nicht zuteil).
In dieser Widmung wird aber trotz aller ETIKETTE deutlich, dass Descartes
nicht gewillt ist, sich der Überlieferung und dem Urteil der Theologen
unkritisch UNTERZUORDNEN. Er schreibt:
"Ich bin immer der Ansicht gewesen, dass es gerade die
beiden Fragen über Gott und die Seele sind, die man eher mit den Mitteln
der Philosophie als mit denen der Theologie zu beantworten habe."
(S. 2, zitiert nach der 1. Auflage des lateinischen
Originals)
Dies ist in zweierlei Hinsicht ein Affron. Erstens:
Descartes stellt die eigene Meinung über die der Autoritäten. Damit verlässt
er das Fahrwasser der durch Aristoteles geprägten Scholastik und wagt das
eigenständige, ungebundene denken. (Zweifellos wird Descartes diesem
Anspruch nur teilweise gerecht, denn er kann sich von der Scholastik nur
bedingt lösen.) Zweitens: Descartes stellt in Fragen, die Gott betreffen,
die Philosophie über die Theologie. Zwar sagt er nicht, dass er die
Überlieferung, die Bibel in Zweifel zieht (denn er kommt seiner Ansicht nach
auch nicht zu widersprechenden Thesen), doch den Theologen musste es
durchaus sehr suspekt sein, sich auf die Vernunft statt auf die
Überlieferung stützen zu wollen, denn die Vernunft könnte irren, wenn der
Glaube versagt.
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Descartes hat den Willen, etwas Unerschütterliches und Bleibendes in den
Wissenschaften zu schaffen und sieht dafür die Notwendigkeit, von den ersten
Grundlagen an neu zu beginnen. Er möchte von Grund aus alles umstoßen, doch
dazu ist es nicht erforderlich, zu zeigen, dass alle hergebrachten Ansichten
falsch sind. Doch will er dem nicht ganz Gewissen seine Zustimmung
ebenso verweigern, wie dem offenbar Falschen. Dies ist die Methode
des Descartesschen Skeptizismus: Es reicht, in jedem nicht ganz
gewissen irgendeinen Grund zu zweifeln anzutreffen. Descartes möchte
damit beginnen, die Prinzipien, auf die sich alle seine früheren Meinungen
gründen, anzuzweifeln.Am ehesten hielt Descartes das für wahr, was auf
seinen Sinnen oder auf deren Vermittlung beruht. Dahinter steckt die
erkenntnistheoretische Überzeugung: "Ich glaube, was ich sehe (höre, etc.)."
Doch an ihrer Zuverlässigkeit ist Zweifel angebracht, denn er konnte schon
oft erfahren, dass ihn die Sinne täuschen, und er hält es für ein Gebot der
Klugheit, denen niemals ganz zu trauen, die uns auch nur einmal getäscht
haben. Dieses Gebot ist eigentlich aus der Praxis, aus Lebenserfahrung
entsprungen. Normalerweise wird man von anderen Menschen getäuscht, eine
Täschung setzt einen Täuschenden voraus. Zumindest beinhaltet der Begriff
der Täuschung, dass es eine Absicht zum Täuschen gab. Hier verwendet
Descartes den Terminus aber anders: den Sinnen kann man keine Absicht
unterstellen.
Nun geben die meisten Wahrnehmungen aber keinen Anlass am Zweifel,
insbesondere ...
Woran man allerdings nicht zweifeln kann, das ist, dass diese sinnlichen
Eindrück vorhanden sind. (Dies kann als sinnliche Gewißheit bezeichnet
werden.) Wer hieran zweifeln wollte, so Descartes, muß wahnsinnig sein.
Doch nun bringt Descartes das Traumargument vor:
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